Wenn man bedenkt, wie unser Heim aussah, als wir den Keller des Goldschmidtshauses im Jahr 1978 von der Stadt Usingen zur Verfügung gestellt bekamen, muss man sich wundern, dass wir überhaupt den Mut hatten, den Ausbau in Angriff zu nehmen.

Den Zustand der Räumlichkeiten war am ehesten mit dem Begriff Feuchtbiotop zu beschreiben. Das Gewölbe hatte einen Lehmboden, der ein gutes Stück höher lag, als heute und mit fauligen Schieferplatten bedeckt war. Darauf bildete eingedrungenes Wasser Teiche. Dort, wo die kleine Nische ist, befand sich neben der Tür zum Roverzimmer ein enger Durchschlupf. Links und rechts von der Tür befanden sich im Roverzimmer halbhohe Mauern, die von uns eingerissen wurden. Der rohe Verputz der Natursteine war völlig vergammelt. Das Fenster zum Schlossplatz existierte noch nicht, nur das kleine Roverzimmer-Fenster spendete etwas Licht. Der Hauptraum war noch nicht verputzt, Boden und Decke aus rohem Beton. Das Büro war noch nicht abgeteilt und die Küchen-Wand nicht vorhanden. Durch die ebenfalls noch nicht vorhandene Toilette konnte man bis in den heutigen Abstellraum gehen. Ebenso muss man sich die Heizung und die elektrischen Anlagen wegdenken. Das ganze hatte also in etwa das Ambiente eines Luftschutzkellers, als welcher das Gewölbe früher sogar wirklich genutzt wurde.

 

Anfang 1979 begannen wir unter fachmännischer Anleitung und maßgeblicher Unterstützung der Baufirma Walter Otto mit den Ausbauarbeiten. Zuerst wurden Zwischenwände eingezogen, um die Toilette und den Abstellraum abzuteilen. Dann warfen wir die Schieferplatten raus und schaufelten das Gewölbe auf seine heutige Tiefe aus. Anschließend wurden das Fenster zum Schlossplatz im Gewölbe durchgebrochen. Nachdem die Toilette, die Heizkörper und die Stromleitungen installiert waren, wurden der Hauptraum und die Toilette verputzt. Das Gewölbe wurde sandgestrahlt und neu verputzt, nachdem eine Zeresit-Beton-Wanne bis in die halbe Höhe gegen das herein drückende Wasser gelegt worden war. Nun bekam der Hauptraum seine Holzdecke und wurde zum ersten Mal gestrichen. Schließlich wurde noch das Büro abgeteilt und der Linoleum-Fußboden verlegt. Auf eine Renovierung des Gewölbes mussten wir vorerst verzichten, da uns das Geld ausging. Die 10.000 DM Landeskredit waren aufgebraucht und weitere Geldmittel mussten durch Spendenaufrufe, Arbeitseinsätze und Waffelbacken beschafft werden. Möbliert wurde das nun bezugsfertige Heim mit Sachspenden von Usinger Bürgern.

 

Der weitere Ausbau ging schrittweise im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten voran. Unserem Förderverein, der sich sehr für das Pfadfinderheim eingesetzt hat, ist es zu danken, daß wir 1984 endlich das Gewölbe mit Bodenfliesen versehen konnten, wodurch sich die Nutzfläche unseres Heimes verdoppelte. Die Wände des Gewölbes mussten noch mehrfach nachverputzt werden, da die Wandfeuchtigkeit leider nicht völlig in den Griff zu bekommen ist. Auch die hässlichen Rohrleitungen wurden verkleidet.

Den Ausbau des Roverzimmers nahmen wir dann 1990 in Angriff, da uns der keine Gewölberaum als Lagerraum zu schade war. Wir verputzten den Raum neu und bauten passgenau eine Tür, eine Eckbank und ein Bücherregal ein. Das Ergebnis könnte jedem Schreiner zur Ehre gereichen, aber es war auch eine ganz schön knifflige Bastelei. Diese Rover-Oase war der letzte große Bauabschnitt auf dem langen Weg, der unserem Heim sein heutiges Aussehen gab.

 

Als dann im Jahr 1999 nach Jahren banger Ungewissheit feststand, dass wir unser Heim behalten würden, entschlossen wir uns, das Gewölbe dauerhaft und professionell so zu renovieren, dass die Wandfeuchtigkeit in Zukunft kein Problem mehr darstellt. Zunächst wurde der bröckelige alte Putz nahezu vollständig in mühevoller Handarbeit abgeklopft und eine Zwischenschlämme als Grundierung aufgetragen. Danach wurden insgesamt mehrere Tonnen Sanier-Putz von Hand an die Wände geworfen, um der Putz-Bröselei ein für allemal ein Ende zu machen.

 

Eine Arbeit, deren Ausmaß wir wohl unterschätzt hatten, denn zwischenzeitlich glaubten wir, damit nie mehr fertig zu werden. Doch am Ende siegte der Hattsteiner-Stolz, so dass wir auch ohne die Hilfe professioneller Handwerker diesen nervenzehrenden Bauabschnitt zu Ende führen konnten. Um so stolzer sind wir nun alle auf das Ergebnis, das sich sehen lassen kann. Die Kosten konnten durch diese Eigenleistung auf alles in allem 10.000 DM begrenzt werden. Und von dieser Renovierungs-Aktion werden sich wohl noch viele zukünftige Generationen von Hattsteinern erzählen.

 

Küche im Gewölbe2005 konnten wir dann mit Hilfe einer großzügigen Spende der Aktion Mensch und der Naspa Stiftung in unserem Gruppenraum die längst überfällige Küche einbauen lassen und der Boden wurde neu gefliest. Im Jahr 2007 hatte sich die klimatische Situation im Heim durch den Einbau neuer Fenster leider stark verschlechtert, da jetzt nur noch Feuchtigkeit in die Räume eintrat aber durch die modernen Fenster das Wasser nicht mehr aus dem Gewölbe wollte. Mit Unterstützung der Stadt Usingen konnten wir diesem Zustand zum Glück abhelfen. Durch die Installation eines Belüftungssystems und einer neuen Heizung im Roverzimmer verbesserten sich die klimatischen Bedingungen merklich. Viel selbst aufgebrachtes Geld und noch mehr Schweiß ungezählter Arbeitsstunden an Wochenenden sind in das Projekt Pfadfinderheim eingeflossen. Der begeisterte Einsatz mehrerer Generationen von Kindern und Jugendlichen für die gemeinsame Behausung haben aus einem feuchten Kellerloch ein leistungsfähiges und gemütliches Pfadfinderheim gemacht, das unter Insidern als kleines Juwel gilt.

 

Die Entstehungsgeschichte des Heimes lässt deutlich werden, warum wir "Hattsteiner" ein ganz besonderes Verhältnis zu unserem Heim haben und es wie unseren Augapfel hüten. Ich wünsche uns noch eine lange gemeinsame Zukunft in unserer "Hattstein-Burg"!

Trampel (Ergänzungen von Mopo)

Es kann nicht kommentiert werden.